Falco im Rockmusical

Welturaufführung in Berlin mit Pannen

Manchmal war es ein bisschen so, als ob Falco noch lebte. Wenn Axel Herrig Hits wie «Der Kommissar» sang, schien der österreichische Popstar tatsächlich leibhaftig im Berliner Theater des Westens auferstanden zu sein. Hier fand am Samstagabend die Welturaufführung des Musicals «Falco meets Amadeus» statt. Der von den Veranstaltern versprochene Hauch der 80-er Jahre verpuffte jedoch im High-Tech-Spektakel. Die Lautsprecher knarrten, die Mikrofone der Künstler störten sich gegenseitig, und die über die Bühnenbretter schiebenden Kulissen übertönten so manches Mal den Gesang.

Dies sind premierentypische Pannen, die behoben werden können. Anders verhält es sich mit der von Burkhard Driest verfassten Geschichte. Die dürren Dialoge regten eher zum Lachen an. «Was möchtest du?», fragte Falco eine Geliebte. «Dass du dein Leben änderst», sagte sie. «Es leben die Weiber, es leben die Drogen», schrie er. Wie überhaupt das Leben des Popstars nur aus Sex, Rock`n Roll und Drogen bestanden zu haben scheint, glaubt man der Story. So konnte dann in den Momenten, in denen Falco auf LSD-Trips in anderen Welten weilte, auch der zweite Titelheld erscheinen: Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Genie der Wiener Klassik wurde jedoch degradiert zu einem Clown im Harlekin-Kostüm, der über die Bühne hampelte, seine Zunge herausstreckte und mit rot-schwarz gefärbten Haaren provozieren wollte. In solchen Momenten erklangen dann tatsächlich auch mal Tonfragmente aus der Mozart-Oper «Don Giovanni» oder der D-Dur Klaviersonate. Manchmal ließ Falco sich von den Klängen des Streichquartetts inspirieren und begann dazu zu rappen. Cross-Over nennt man so etwas heute. Hier wurde die Rokoko-Zeit jedoch nicht nur in der Mozart-Gestalt zur Karikatur. Auch die klassische Musik wirkte nicht für sich allein, sondern diente lediglich der Untermalung von Gesprächen.

Das schmälerte jedoch nicht die Leistung von Falco-Darsteller Herrig. Am besten war das Musical immer dann, wenn er in seinen Halluzinationen begann, neue Songs zu entwickeln - mehrere Male auch mit Amadeus zusammen. Sie warfen sich Stichworte hin und her, zunächst als Sprechgesang, immer schneller, bis dann der Welthit «Rock me Amadeus» entstand.

Minutenlanger Beifall im Stehen

Herrig wirkte nicht nur authentisch, weil seine Stimme der Falcos so ähnlich war. Auch die schwarz zurückgegelten Haare, sein exaltiertes Auftreten, der Wiener Schmäh und die poppigen Anzüge - von schwarz über silber, weiß bis knallgelb - ließen den vor zweieinhalb Jahren bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik verunglückten österreichischen Popstar wieder lebendig werden.

Die anderen Sänger und die Band sorgten für den nötigen Groove. Besonders ausdruckstark war Falcos Manager Johnny, gespielt von Martin Moss. Wie er sich im «Dance Mephisto» in Ekstase sang, war hörenswert. Dass trotzdem kein 80-er Jahre-Flair aufkommen wollte, lag auch an den Kulissen und Kostümen. Während der Raum häufig entweder mit historischen Hausansichten oder aber stilisierten Neonlichtern gestaltet wurde, liefen die weiblichen Darsteller meist in schwarzer Unterwäsche über die Bühne oder aber trugen herrliche Reifröcke wie zu Mozarts Zeiten.

Das Premierenpublikum belohnte die Inszenierung von Elmar Ottenthal mit minutenlangen Standing Ovations. 41.000 Vorbestellungen sollen für das Musical über den von Autor Driest so bezeichneten «Mozart der Jetzt-Zeit» schon vorliegen. Noch bis zum 15. April 2001 ist Zeit, sich das Stück im Theater des Westens anzusehen.
Von AP-Mitarbeiter Holger Mehlig
Berlin (AP)