"Weder Heiliger noch Scheinheiliger"

Maria Hölzel über ihren Sohn, das Erbe und was blieb.

NEWS: Erfüllt es sie mit stolz, wenn sich gleich 2 Musicals ihrem Sohn widmen?

Hölzel: Sicher. Aber es wäre mir anders lieber: dass niemand über ihn schreibt, nichts kommt und er noch leben würde.
Aber solange man noch über ihn redet, solange hat man ihn nicht vergessen. Auch die Medien nicht.
Ich habe den Hans oft gefragt: "Warum lässt du dir das alles gefallen?" Er sagte nur:
"Mutti, was soll ich machen? Es wurde geschrieben - es wurde gelesen." Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.

Haben sie Sorge, dass ein falsches Bild von ihm gezeichnet wird?

Ich lass mich überraschen, denn ich kann es sowieso nicht ändern - egal ob es mir gefällt oder nicht.
"Haben's wenigstens was zum Reden", würde er sagen. Das ist ja eine sehr aufwendige Sache, die fast 30 Millionen kostet.
Wem wird schon soviel Geld gewidmet?

Wer war ihr Sohn wirklich?

Wenn den Hans jemand beurteilen konnte, war es sicher ich. Er war weder Heiliger noch Scheinheiliger.
Man kann sicher kein Märchen über ihn schreiben. Aber der Herr Manker ist auch kein Engel, dafür ist er bekannt.

Sind sie oft an Hans' Grab?

Mindestens zwei- dreimal die Woche. Die Gärtner am Zentralfriedhof haben mir gesagt, es gibt kein Grab, das so häufig besucht wird wie seins.
Der Hans würde das ja garnicht wollen. Der würde sagen: "Du Mutti, wenns regnet und so kalt ist, bleib daham."
Ich hör ihn direkt. Ich war noch nie an seinem Grab, ohne dass auch noch wer anderer da war.Gruppenweise gehen und kommen die Leute.
Autobusse, Japaner, Deutsche und Ungarn. Erst gestern lagen wieder zwei reizende Liebesbriefe an seinem Grab.
Eine 60-jährige Frau aus Kassel hat mir erzählt, das immer, wenn sie in Graz Urlaub macht, sie extra nach Wien zum Hans fährt.

Spüren sie ihn noch immer um sich?

Ja - ich habe das Gefühl, wir leben in der Wohnung mitsammen weiter. Ich habe seine Wohnung ja nie mögen wollen, solange er noch gelebt hat.
Heute habe ich sie ganz anders eingerichtet. Und wenn es einen Ärger oder sonstwas gibt, höre ich ihn immer sagen "Geh Mutti, reg Dich bitte nicht auf."

Geht der Erbstreit bald zu Ende?

Wir müssen die Verlassenschaft abwarten. Ich will nichts erben, ich will keinen Schilling.
Ich wollte auf dem schnellsten Wege aus seinem Haus in Gars eine Stiftung und ein Museum machen.
Jetzt kann ich nur warten was übrig bleibt. Und wenn nicht's übrig bleibt und ich die Stiftung nicht machen kann:
Mir wird's der Hans verzeihen.

© by NEWS 13/2000